
Zusammenfassung
Zwangsstörungen gehören zu den schwersten und hartnäckigsten psychischen Erkrankungen. Die oft
komplexen Erkrankungsbilder sind nicht selten mit extremen Einschränkungen der Alltagsfähigkeit und
einer ausgeprägten Chronifizierung verbunden. Dabei bilden Zwangsexpositionen mit Reaktionsmanagement
ein unverzichtbares Element effektiver Verhaltenstherapie. In der Versorgungspraxis erhalten Betroffene
häufig nur unzureichend intensive oder auch nicht fachgerecht begleitete expositionelle Behandlungselemente.
Am Beispiel stationären Behandlung von Zwangserkrankungen wird aufgezeigt, wie
Zwangsexpositionen in den Behandlungsprozess implementiert werden können (siehe auch Koch, Bähring
& Voderholzer, 2023).
Ausgehend von der aktuell revidierten S3-Leitlinie bei Zwangserkrankungen (Voderholzer et al., 2022),
welche konkrete Empfehlungen zur Art und dem Mindestumfang von Zwangsexpositionen mit Reaktionsmanagement
machen, werden die verschiedenen Behandlungselemente der Vorbereitung (Phase 1),
der Durchführung (Phase 2) und der Transfersicherung (Phase 3) von Zwangsexpositionen vorgestellt. So
steht in der Vorbereitung die Vermittlung des Störungsmodells (nach Salkowksis), die Erstellung von
Zwangsprotokollen und Zwangshierarchie, die Klärung aufrechterhaltenden Sicherheits- und Vermeidungsverhaltens
und die Erarbeitung des Expositionsrationals im Vordergrund. In der Durchführung sind
Spezifika der Exposition von Zwängen zu berücksichtigen, z.B. die Verhinderung neutralisierenden Verhaltens
(Reaktionsverhinderung) und Stichtagsregelungen. Gegen Ende der Behandlung kommt Heimexpositionen
und Angehörigengesprächen ein besonderer Stellenwert in der Transfersicherung zu. Der Behandlungsfortschritt
wird über eine graphisch darstellbare Verlaufsmessung anhand wöchentlicher
Selbsteinschätzungen (Y-BOCS) objektiviert.
Neben der Demonstration zentraler Behandlungsschritte und Arbeitsmaterialien wird auf Spezifika der
Gestaltung des therapeutischen Bündnisses sowie Möglichkeiten des Umgangs mit komorbiden Störungsbildern
und des Einbezugs neuerer Behandlungsansätze (z.B. achtsamkeitsbasierte und metakognitive
Interventionen) eingegangen.
Über den/die Referent:in
Dr. Stefan Koch
Dr. Stefan Koch ist Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut (Verhaltenstherapie), seit
2016 Leitender Psychologe an der Schön Klinik Roseneck (Prien am Chiemsee). Leitung des Behandlungsschwerpunkts
Zwangsstörungen und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen e.V.
(DGZ). Buchautor, Dozent und Supervisor mit den Interessenschwerpunkten Zwangsstörungen, berufsbezogene
Psychotherapie, psychologische Testdiagnostik und Therapieevaluation.
Diese Veranstaltungen könnten Sie auch interessieren
-
Kostenlos
Erste Schritte in Elefant®
14.03.2025, 11:00 - 12:30 Benjamin Hellrung, Andreas Bujak und Tom OeflerKostenlos -
Kategorien: Persönlichkeit und Bindung, Sucht/Substanzkonsum
DBT-S spezifische Fertigkeiten (Dialektisch Behaviorale Therapie Sucht)
Dipl.-Psych. Julia Förster und Dipl.-Psych. Petra Zimmermann52,36 € -
52,36 €