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ADHS und Autismus verstehen, in der Therapie begleiten und wirksam behandeln

07.08.2025

ADHS und Autismus-Spektrum-Störungen zählen zu den häufigsten neuroentwicklungsbedingten Auffälligkeiten, die Therapeut:innen in ihrer Praxis begegnen. Gleichzeitig sind es Störungsbilder, die oft missverstanden oder unterschätzt werden. Oft werden sie auch zu spät erkannt. Für die psychotherapeutische Arbeit bedeutet das: fundiertes Wissen, eine differenzierte Haltung und vor allem aktuelle, praxistaugliche Methoden sind entscheidend. 

 

ADHS und Autismus – zwei Diagnosen, viele Facetten 

Wer mit Menschen aus dem ADHS- oder Autismus-Spektrum arbeitet, begegnet keiner klar umrissenen Diagnose mit einem festen Ablaufplan. Vielmehr handelt es sich um vielschichtige, individuell sehr unterschiedliche Erscheinungsbilder, die sich durch verschiedene Altersphasen, Lebenskontexte und soziale Anforderungen ziehen. 

Gerade im Erwachsenenalter sind die Symptome oft „maskiert“: Überanpassung, Erschöpfung, komorbide Störungen wie Depression oder Persönlichkeitsstörungen treten in den Vordergrund und erschweren eine eindeutige Zuordnung. Ein geschulter Blick auf neurodivergente Verarbeitungs- und Beziehungsmuster wird daher immer wichtiger. 

In der Praxis sind Therapeut:innen gefragt, die mehr tun als nur Symptome zu kategorisieren. Es braucht eine klare, transparente therapeutische Struktur, ein feines Gespür für nonverbale Signale sowie das Verständnis für neuropsychologische Besonderheiten. 

Denn Patient:innen mit ADHS oder Autismus bringen häufig eine erhöhte Reizempfindlichkeit und eine ausgeprägte Selbstbeobachtung mit. Zudem zeigen sie vermehrt Schwierigkeiten in der Regulation von Affekten. Gleichzeitig verfügen viele über besondere kognitive Stärken, beispielsweise ein starkes Gerechtigkeitsempfinden oder kreative Problemlösestrategien. 

 

Was neurodivergente Patient:innen im Alltag brauchen 

Wer Menschen mit ADHS oder Autismus begleitet, weiß, dass neben der störungsspezifischen Arbeit der Umgang mit Alltagsanforderungen ein Schlüsselthema darstellt. Struktur, Selbstmanagement, berufliche Teilhabe, Beziehungen und / oder die Kommunikation mit Angehörigen sind ebenso Teil der Therapie wie der Blick auf schulische oder berufliche Belastungen. 

In diesem Zusammenhang gewinnen auch neurodiversitätsfreundliche Tools wie die Anwendung der ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit) an Bedeutung. Dieser Blickwinkel ermöglicht eine ressourcenorientierte und präzisere Einschätzung der funktionellen Beeinträchtigungen. 

Immer häufiger berichten Therapeut:innen von Herausforderungen bei der Differenzialdiagnostik, insbesondere im Erwachsenenalter. Denn oft gibt es Ähnlichkeiten zwischen ADHS und Borderline, Autismus und soziale Phobie. Wie lässt sich erkennen, ob Symptome primär oder sekundär sind? 

Ein vertieftes Verständnis für komorbide Zusammenhänge, differenzierte Diagnostikskalen und neue therapeutische Zugänge ist deshalb unerlässlich. Nicht zuletzt, um der Lebensrealität Ihrer Patient:innen besser gerecht zu werden. 

 

Offen bleiben, Haltung reflektieren, Wissen vertiefen 

Die therapeutische Arbeit mit Menschen im ADHS- oder Autismus-Spektrum ist anspruchsvoll und fordert nicht nur fachlich, sondern auch menschlich: Sie erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, Verhalten differenziert zu betrachten und nicht vorschnell zu bewerten. 

Wenn es gelingt, Haltung, Methode und Fachwissen miteinander zu verbinden, öffnet sich ein therapeutischer Raum für Entwicklung, Selbstakzeptanz und Wachstum. 

Ihr Team von Udana 

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