Unser Körper und unsere Seele sind keine getrennten Einheiten, sie beeinflussen sich wechselseitig und tiefgreifend. Die Psychosomatik beschäftigt sich genau mit dieser Verbindung und zeigt auf, wie psychische Belastungen körperliche Beschwerden auslösen oder verstärken können und umgekehrt.
Was ist Psychosomatik?
Die Psychosomatik ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das Körper, Psyche und soziale Lebensumstände ganzheitlich betrachtet. Der Begriff leitet sich von „Psyche“ (Seele) und „Soma“ (Körper) ab. Ziel der Psychosomatik ist es, körperliche Symptome im Zusammenhang mit seelischen Belastungen, Lebenskrisen oder psychischen Erkrankungen zu verstehen. Insbesondere dann, wenn keine klaren organischen Ursachen entdecket werden können.
Wenn Gedanken krank machen und der Körper spricht
Emotionale Belastungen wie Stress, ungelöste Konflikte, Trauer oder Daueranspannung können eine Vielzahl körperlicher Symptome hervorrufen. Das können Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Bluthochdruck bis hin zu Hauterkrankungen, Magen-Darm-Beschwerden oder chronischen Schmerzen sein. Dabei handelt es sich nicht um eingebildete Krankheiten, sondern um reale körperliche Reaktionen auf seelisches Ungleichgewicht.
Auch umgekehrt beeinflusst der körperliche Zustand unsere Psyche: Chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, Krebs oder Autoimmunerkrankungen können psychische Reaktionen wie Angststörungen oder Depressionen auslösen. Dieses Zusammenspiel wird als somatopsychisch bezeichnet.
Häufige psychosomatische Krankheitsbilder
Psychosomatische Beschwerden betreffen viele Körpersysteme und können sich z. B. äußern als:
Spannungskopfschmerzen, Migräne
Herzrasen, hoher Blutdruck
Reizdarm, Übelkeit, Magengeschwüre
Atembeschwerden (z. B. Asthma)
Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis
Chronische Schmerzen und funktionelle Störungen ohne klare organische Ursache
Auch psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depression, Zwangserkrankungen, Essstörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen treten häufig im psychosomatischen Kontext auf.
Diagnostik & Behandlung: Der Mensch im Mittelpunkt
Die Diagnose psychosomatischer Erkrankungen erfolgt durch den Ausschluss organischer Ursachen sowie durch intensive Anamnese und Gespräche. Therapeut:innen beleuchten gemeinsam mit den Patient:innen psychosoziale Hintergründe, Lebensumstände und biografische Prägungen.
Die ganzheitliche Behandlung umfasst u. a.:
- Psychotherapie (z. B. Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Verfahren)
- Entspannungsverfahren (z. B. Progressive Muskelentspannung, Achtsamkeit)
- Bewegungs- und Ergotherapie
- Sozialberatung zur Klärung von Belastungsfaktoren
- Medikamentöse Behandlung bei Bedarf
- Selbsthilfegruppen und Austausch mit Betroffenen
Ziel ist es, Zusammenhänge zwischen psychischen Belastungen und körperlichen Reaktionen zu erkennen und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Was Betroffene und Angehörige wissen sollten
Psychosomatische Beschwerden sind keine Einbildung, sie sind Ausdruck eines inneren Ungleichgewichts und verdienen ernsthafte Zuwendung. Geduld, Verständnis und professionelle Unterstützung sind zentrale Bausteine auf dem Weg zur Besserung.
Auch Angehörige spielen eine wichtige Rolle: Zuhören, da sein und zum Gespräch einladen, hilft oft mehr als gut gemeinte Ratschläge. Gleichzeitig sollten sie auch auf die eigenen Grenzen achten und Betroffene ermutigen, sich Hilfe zu holen.
Körper und Seele gehören zusammen
Die moderne Psychosomatik zeigt, wie eng verflochten körperliche und seelische Prozesse sind. Sie erweitert den Blick auf Erkrankungen: Weg von reinen Symptomen, hin zum ganzen Menschen. In einer Zeit wachsender psychischer Belastung ist dieser ganzheitliche Blick wichtiger denn je.
Ihr Team von Udana
Diese Veranstaltungen könnten Sie interessieren
-
inkl. Abo "Die Psychotherapie"17.12.2025, 17:00 - 18:30 PP Jasmin Roger
-
Kostenlos
Kategorien:
Einführung in die Psychotherapie von und bei Schmerz
Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Dipl.-Päd. Paul Nilges -
Kategorien:
Kennwerte – Modul 2 (Testpsychologischen Grundlagen) (Zielgruppe: Ergotherapeut:innen und Psychotherapeut:innen)
Martin Aßmann und Inka Napiwotzki