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Schematherapie: Wenn alte Muster krank machen und wie Veränderung gelingt
Viele psychische Störungen haben ihren Ursprung in der Kindheit. In dieser prägenden Lebensphase entwickeln wir „Schemata“. Das sind tiefliegende Muster aus Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen, die unser Erleben und unsere Beziehungen beeinflussen. Die Schematherapie setzt genau hier an. Sie hilft dabei, diese Muster zu erkennen, zu verstehen und zu verändern. Besonders bei langanhaltenden, schwer behandelbaren Störungen wie Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen.
Was sind Schemata?
Ein Schema ist ein komplexes inneres Muster aus Emotionen, Kognitionen und Erinnerungen, das in früher Kindheit entstanden ist. Diese Schemata helfen, grundlegende psychische Bedürfnisse wie Sicherheit, Autonomie, Anerkennung oder Zugehörigkeit zu regulieren. Werden diese Bedürfnisse jedoch dauerhaft verletzt oder übergangen, bilden sich sogenannte maladaptive Schemata. Diese können sich als lebenslange „Fallen“ manifestieren, die psychisches Leiden erzeugen.
Personen, die in der Kindheit emotionale Vernachlässigung erlebt haben, entwickeln unter Umständen das Schema „emotionale Entbehrung“. Sie erwarten unbewusst, dass auch spätere Beziehungen kalt oder distanziert sein werden und verhalten sich entsprechend.
Um mit diesen schmerzhaften Schemata umzugehen, entwickeln Menschen Bewältigungsstile: Sie fügen sich ihrem Schema, kompensieren übertrieben oder vermeiden belastende Situationen. Daraus entstehen Modi – innere Erlebniszustände wie z. B. das verletzliche Kind, der wütende Jugendliche oder der strafende Elternanteil.
Die Aufgabe der Schematherapie ist es, diese Modi zu identifizieren, zu verstehen und funktionale Anteile wie den „gesunden Erwachsenen“ zu stärken.
Therapeutische Methoden der Schematherapie sind integrativ und kombinieren folgende Elemente:
kognitive Verhaltenstherapie
Gestalttherapie (z. B. Stuhldialoge)
Bindungstheorie
Imaginativen Verfahren
Psychoedukation und Beziehungsarbeit
Ein zentrales Element ist das sogenannte limited reparenting: Die Therapeutin oder der Therapeut nimmt eine korrigierende, fürsorgliche Rolle ein, um der Patientin oder dem Patienten neue, heilsame Beziehungserfahrungen zu ermöglichen.
Schematherapie ist besonders wirksam bei:
Borderline- und anderen Persönlichkeitsstörungen
Chronischen Depressionen
Angststörungen
Substanzmissbrauch
Essstörungen
Paar- und Beziehungskonflikten
Sie kann ambulant, stationär oder in Gruppensettings erfolgen und eignet sich sowohl für Einzel- als auch Paartherapie.
Alte Muster erkennen und neue Wege gehen
Die Schematherapie bietet ein tiefgreifendes Verständnis für emotionale Blockaden und dysfunktionale Beziehungsmuster. Durch die Arbeit an inneren Anteilen (Modi), das Erkennen früher Prägungen und die Erfahrung einer stabilen therapeutischen Beziehung, ermöglicht sie nachhaltige Veränderung und psychisches Wachstum.
Für Therapeut:innen bietet sie eine wirkungsvolle Erweiterung des therapeutischen Repertoires. Für Patient:innen ist sie eine Chance, sich aus alten Mustern zu befreien und ihr Leben neu zu gestalten.
Ihr Team von Udana
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