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22.06.2022, 18:00 - 20:15 Uhr

Keine Eltern - Kein Erfolg? Zur Rolle des Elterneinbezugs in der Expositionsbehandlung von Kindern mit Angsstörungen

Angststörungen gehören zu den frühesten und häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter und sind Schrittmacher für die Entwicklung psychischer Störungen im Erwachsenenalter. Erfolgreiche Ansätze in der psychotherapeutischen Behandlung von Angststörungen des Kindesalters enthalten Expositionsinterventionen als zentralen Therapiebaustein. Ein „hot topic" mit unklarer Datenlage ist hierbei jedoch der Nutzen des Einbezugs der Eltern. Im Vortrag wird die Bedeutung der Eltern in der Behandlung von Kindern mit Angststörung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und Implikationen für die klinische Praxis diskutiert. Im Zentrum des Vortrags stehen die Ergebnisse einer gerade abgeschlossenen multizentrischen Verbundstudie, in der erstmals an einer Stichprobe mit ausreichender Größe geprüft wurde, ob der Einbezug von Eltern bei intensivierter Expositionsbehandlung von Angststörungen mit einer Verbesserung des Therapieerfolgs einhergeht. An sechs Standorten in Deutschland (Bochum, Dresden, Freiburg, Landau, Marburg und Würzburg) wurden insgesamt 391 Kinder mit einer primären Störung mit Trennungsangst (N=149), Spezifischer Phobie (N=110) oder Sozialer Angststörung (N=132) im Alter von 8 bis 16 Jahren behandelt. Das in der Studie umgesetzte psychotherapeutische Vorgehen baut auf modernen Erklärungsmodellen zum Erwerb von Angst- und Vermeidungsverhalten sowie zur Bedeutung von Eltern in der Psychotherapie von Kindern mit Angststörungen auf und wird im Vortrag praxisnah vorgestellt. Die Wirksamkeit der Expositionsbehandlung in Abhängigkeit des Einbezugs eines Elternteils wird umfassend vorgestellt. Neben der spezifischen Wirksamkeit der Behandlung auf die Angstsymptomatik und das Vermeidungsverhalten werden u.a. die Auswirkungen der Behandlung auf die kindliche Selbstwirksamkeit und Lebensqualität sowie die elterliche Befindlichkeit vorgestellt. Schließlich werden Nebenwirkungen der Expositionsbehandlung aus Sicht des Kindes und der Eltern berichtet, die erstmals in dieser Studie untersucht wurden.

3 Credits

Prof. Dr. Silvia Schneider

Silvia Schneider ist Professorin für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum und Leiterin des Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit in Bochum. Sie forscht zur Ätiologie emotionaler Störungen im Kindes- und Jugendalter, zur klinischen Forschung bei Säuglingen und Kleinkindern, zur familiären Weitergabe von Angststörungen und zur Diagnostik psychischer Störungen. Seit 2018 ist sie Sprecherin der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs).